COPTER Infos für Neueinsteiger

Status
Nicht offen für weitere Antworten.

deadcat

aim for the bushes
Mitarbeiter
#1
Da hier im Forum immer öfter gefragt wird, welche Komponenten denn für einen Einstieg in das FPV Hobby zu empfehlen sind, haben wir uns dazu entschlossen, einen kleinen Thread aufzubauen, um Anfängern ein wenig den zum Teil steinigen Weg zu erleichtern. Wir werden alles Nachfolgende so gut wie möglich aktuell halten, aber bitte habt Nachsicht, wenn wir eventuell noch nicht den neusten Schrei direkt gelistet haben.
Des Weiteren erheben wir hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dieser Thread dient nur als Einstiegshilfe und grobe Marktübersicht. Individuelle Kaufberatungen soll das hier nicht ersetzen, sondern euch nur einen Anhaltspunkt bieten.

Einen detaillierteren Anfängerguide mit technischen Infos und Co. findet ihr auf Philipp Seidels Blog: Basiswissen FPV Racing – Der Anfänger Guide
Dort gibt es ebenfalls ein Glossar, welches FPV-typische Abkürzungen erklärt: FPV-Glossar

Fangen wir mal an!

Die wichtigste Frage:
Was für ein Copter soll es werden? Wollt ihr Freestyle fliegen oder habt ihr Racing-Ambitionen? Soll eine Actioncam obendrauf? Oder zunächst nur was Kleines, evtl. sogar indoor-tauglich?
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch hier leider nicht und für zielführende Kaufempfehlungen, ist der geplante Einsatzzweck/-ort eures Copters elementar.


Mit die ersten Fragen, die kurz danach auftauchen, sind:
Soll es eine analoge Videoübertragung werden oder doch eine digitale?
Soll es eine Gamepad-ähnliche oder klassische Fernsteuerung werden?
Welcher RC-Link ist der richtige für mich (Crossfire, ELRS, etc.)?
Kaufe ich ein „ready-to-fly“-Quad, ein Bundle oder baue ich doch lieber selbst?
Habe ich alle nötigen Werkzeuge, um meine Drohne zu bauen/warten?

Ihr merkt schon: Man muss sich hier mit einigen Sachen auseinandersetzen, die einen am Anfang doch ein wenig überrumpeln können und für Viele vielleicht böhmische Dörfer sind. Darum haben wir die nachfolgende Liste erstellt, um ein wenig Überblick über die vorhandenen Komponenten zu geben.


Fernsteuerung und RC-Link
Fernsteuerungen gibt es neben dem klassischen "Kastenformat", das wohl jeder intuitiv mit solchen Steuerungen verbindet, auch im Gamepad-Format, das in Sachen Ergonomie und Größe grob einem Xbox-Controller ähnelt.
Weiterhin gibt es verschiedene Übertragungsprotokolle und Frequenzen, wobei hier jeder Hersteller ein wenig sein eigenes Süppchen kocht. Bei FPV-Coptern sind aktuell v.a. ExpressLRS (ELRS) als 2.4GHz-System und TBS Crossfire als 868MHz-System gängig. Vor einigen Jahren war zudem FrSky (2.4GHz) sehr verbreitet und wird heute noch in vielen bind-and-fly (BNF) Coptern angeboten.
Die Frequenz der jeweiligen Systeme hat Einfluss auf die Reichweite, aber auch auf die Baugröße der Antennen, wobei sich verallgemeinert sagen lässt, dass niedrigere Frequenzen mehr Reichweite ermöglichen. Das 2.4GHz-Band ist mit Abstand am Weitesten verbreitet und wird von vielen Herstellern genutzt. Nicht unüblich, aber weniger gängig, sind Long-Range-Systeme wie das TBS Crossfire, welche das 868MHz-Band nutzen.

Einige gängige Fernsteuerungen sind:

Gamepad-Format
TBS Tango 2 (ca. 200€): Crossfire-Sender integriert, für alles andere wird noch ein externes Modul benötigt.​

Radiomaster Zorro (ca. 150€): Wahlweise mit ELRS- oder 4in1-Modul. Letzteres unterstützt unzählige Protokolle für verschiedenste 2.4GHz-Systeme, ist allerdings nicht ELRS-kompatibel.​

BetaFPV LiteRadio 2 SE (ca. 50€): Günstige Steuerung für Anfänger mit eingeschränkten Konfigurationsmöglichkeiten. Wahlweise ELRS- oder FrSky-kompatibel.​

Klassisches Format
Radiomaster TX16S (ab ca. 200€): Sehr beliebte und universell einsatzbare Steuerung. In der neuesten Version mit den gleichen Funkmodulen wie die Zorro (s.o.) erhältlich - wahlweise 4in1 oder ELRS.​

FrSky Taranix Q X7 (ca. 130€): War lange eine der beliebtesten Funken im FPV-Segment. Ab Werk nur mit FrSky-Empfängern kompatibel, kann aber (wie die meisten anderen Steuerungen auch) mit externen Module erweitert werden.​
Radiomaster Boxer (ca. 180€): Quasi der kleine Bruder der TX16S und mittlerweile effektiv der modernere Nachfolger der o.g. Q X7.​


Videobrillen
Grundsätzlich lassen sich die derzeit erhältlichen Videoübertragungssystem grob in zwei Kategorien unterteilen: Digital und Analog.

Die digitalen Systeme sind neuer und bieten bessere Bildqualität, befinden sich allerdings im oberen Preissegment und sind untereinander nicht kompatibel.
Die beste Bildqualität bietet hier das neueste System von DJI mit der O3 Air Unit, welche allerdings mit vergleichsweise hohen Kosten, hohem Gewicht und überschaubarer Wartbarkeit verbunden ist.
Dahinter reiht sich das "alte" DJI FPV System ein, sowie das Walksnail Avatar System, welche qualitativ ungefähr gleichauf liegen. Walksnail bietet im Vergleich günstigere und bei Bedarf v.a. auch kompaktere Hardware.
Die dritte digitale Option bietet HDZero. Oft abfällig als "Analog Plus" bezeichnet, bietet HDZero die schlechteste Bildqualität unter den digitalen Systemen, dafür aber die geringste Latenz, welche – anders als bei DJI/Walksnail – zudem konstant ist. HDZero ist daher für viele die erste Wahl in Sachen Racing.

Die analogen Systeme sind nicht herstellergebunden und potenziell preislich attraktiver, liefern dafür jedoch insgesamt signifikant schlechtere Bildqualität.

Derzeit beste erhältlich Videoqualität mit digitaler Übertragungstechnik: DJI FPV Googles V2 (nur noch gebraucht erhältlich) bzw. DJI Goggles 2 (ca. 800€) oder DJI Goggles Integra (ca. 600€).

Digitale Alternativen: HDZero Goggles (ca. 650€) oder Walksnail Avatar Goggles (ca. 650€). Für beide Systeme gibt es jeweils auch einen externen Videoempfänger (ca. 200€), der über HDMI an herstellerfremde Videobrillen oder Monitore angeschlossen werden kann.

Analoge Premiumoption: Fat Shark HDO2 oder Skyzone Sky04X (ca. 600€)

Analog gut&günstig: Eachine EV800D (ca. 100€)


Copter
Beim eigentlichen Fluggerät findet die Unterscheidung im Wesentlichen durch die Größe statt. Gemessen wird diese typischerweise am Propellerdurchmesser, der in Zoll angegeben wird. Am weitesten verbreitet ist der "klassische" 5"-Copter, in verschiedenen Versionen gerne für Racing und Freestyle genutzt.
Weiterhin sind auch Copter in der Größenklasse 2-4" (wahlweise mit Propellerschutz) gängig, insb. wenn es um Filmaufnahmen via GoPro in der Nähe von Menschen geht oder (dann ohne Actioncam) ein kleines Spaßgerät für große Gärten, o.Ä. gewünscht ist. Alles unter 2" wird insb. indoor gern genutzt und in die andere Richtung werden bspw. für möglichst lange Flugzeiten auch Copter mit 7"-Propeller (oder tlw. noch größer) gebaut.

Im folgenden zwei Beispiele für beliebte 5"-Freestylecopter:

BNF: iFlight Nazgul5 V3 (ca. 300-600€; abhängig vom gewählten Videosystem)
An die Funke binden, richtigen Kanal an der Videobrille einstellen, Akku einstecken und losfliegen.

Eigenbau: Für die DIY-Enthusiasten. Nicht unbedingt viel günstiger, aber deutlich besser auf die eigenen Wünsche anpassbar und man kennt sich dann auch schon einigermaßen aus, wenn die ersten Reparaturen anstehen.
Beispielhafte Teileliste preiswerter Komponenten:
- Frame: TBS Source One5" V3 (ca. 35€)​
- Motoren: Emax Eco II (ca. 15€ *4)​
- Flightcontroller & Motorregler: Diatone Mamba F405 MK3 Lite Stack (ca. 95€)​
- Kamera und Videosender:​
Analog - Caddx Ratel 2 (ca. 35€), TBS Unify Race (ca. 25€), Antenne (ca. 10€)​
- Empfänger: Passend zur Fernsteuerung, bspw. ELRS EP1 (ca. 15€)​
- Propeller: Beliebig, Hauptsache 5". Definitiv direkt Ersatz mitbestellen (ca. 3€/Set)​
- Kleinteile: XT60-Akkuanschluss, Kabel, Akku-Strap, etc. (ca. 10€)​


Akkus und Ladegeräte
Genauso wie es für jeden Anwendungszweck den passenden Copter gibt, gibt es auch für jeden Copter den passenden Akku oder genauer: Ein gewisses Spektrum passender Akkus. Geflogen wird nahezu ausschließlich mit Lithium-Polymer-Akkus, kurz "LiPo".
Jeder LiPo wird typischerweise mit drei Kernparametern angegeben: Spannung, Kapazität und Entladerate. Gängig ist bspw. eine Bezeichnung wie "6S 1300mAh 90C". Dabei bedeutet 6S, dass hier sechs LiPo-Zellen in Reihe geschaltet werden, was in einer Gesamtspannung von rund 24V (Nennspannung: 22.2V) resultiert. 1300mAh gibt die Kapazität der einzelnen Zellen an, wobei sich diese bei einer Reihenschaltung mehrerer Zellen nicht erhöht. Rechnen muss man hier also nicht.
Die 90C geben die Entladerate an. Hier müsste man theoretisch rechnen, kann man sich aber sparen, weil es sich bei dieser Angabe in nahezu allen Fällen um Fantasiewerte der Hersteller handelt. Theoretisch(!) ist eine höhere C-Rate besser, in der Praxis hat sie leider wenig Aussagekraft und dient maximal zum Vergleich verschiedener Akkus einer bestimmten Marke.

Grundsätzlich gilt: Je kleiner der Copter, desto kleiner der Akku. Das gilt nicht nur für die Gesamtkapazität, sondern auch für die Spannung. Für Copter ab 5" kommen primär 6S-LiPos zum Einsatz. Für kleinere Copter bieten sich oft auch 2S-, 3S- oder 4S-Akkus an. Indoor sind 1S-Setups die Norm.
Die Spannung des verwendeten Akkus muss immer zur verbauten Elektronik passen, weshalb man bei FCs und ESCs Angaben wie "3-6S" findet.

Gängig für 5"-Copter sind v.a. 6S Akkus in der Größenordnung von 1050-1300mAh. Diese kosten ca. 20-30€ pro Stück. Empfehlenswert für relativ günstige, aber dennoch leistungsstarke Akkus ist die Marke CNHL.

Um die Akkus laden und die Spannungen der einzelnen Zellen aneinander angleichen zu können, benötigt man ein entsprechendes LiPo-Ladegerät.
Beliebt sind hier v.a. kompakte Modelle mit integriertem Netzteil wie das HOTA D6 Pro (ca. 130€) oder aber Modelle ohne eigenes Netzteil wie bspw. das ISDT Q6 (ca. 50€), die dann gerne kostengünstig mit umgebauten Servernetzteilen betrieben werden.

Da die für Modellflug verwendeten LiPos allesamt keinerlei Schutzschaltung, o.Ä. haben, kann es bei unsachgemäßer Handhabung zu folgeschweren Unfällen (->Feuer) kommen. Falls ihr von der Materie bislang keine Ahnung habt, solltet ihr euch dahingehend etwas einlesen. Ein guter Startpunkt ist das "LiPo-ABC": https://www.stefansliposhop.de/media/general/LiPoFAQV15c.pdf


Werkzeug
Wer Copter bauen will, braucht Werkzeug und auch, wer zunächst einen BNF-Copter kauft, wird Propeller wechseln müssen und früher oder später steht auch die erste Reparatur an.

Wichtige und häufig gebrauchte Werkzeuge sind:
- Lötkolben, Standardempfehlung: TS100 (ca. 60€), weiterhin Lötzinn und Flussmittel​
- Innensechskantschraubendreher, v.a. 1.5mm und 2mm, aber auch 1.3mm und 2.5mm​
- Schraubenschlüssel/Steckschlüssel 8mm für den Propellerwechsel an Motoren mit M5-Aufnahme​
- Elektronik-Seitenschneider​
- Pinzette​
- Materialien wie Kabelbinder, Schrumpfschlauch, doppelseitiges Klebeband (bspw. 3M VHB)​


Und jetzt?
Wenn ihr jetzt hoffentlich so einigermaßen wisst, was ihr wollt und/oder braucht, könnt ihr natürlich jederzeit euren eigenen Kaufberatungsthread erstellen. Folgende Fragen zu beantworten ist empfehlenswert (aber nicht verpflichtend), um möglichst hilfreiche und zielführende Antworten zu erhalten:
  • Was für einen Copter sucht ihr? Wo (und wie) wollt ihr damit fliegen?
  • Analoge oder digitale Videoübertragung?
  • Habt ihr schon eine Vorstellung, welche Fernsteuerung ihr kaufen wollt oder ist sogar schon eine vorhanden?
  • Wie hoch ist euer Budget?
  • Ist sonstiges Equipment schon vorhanden oder braucht ihr alles inkl. Ladegerät, Werkzeug, etc.?
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Nicht offen für weitere Antworten.
FPV1

Banggood

Oben Unten